Ein Plädoyer für Vorbilder
Es ist nun schon 27 Jahre her, dass ich meine ersten Schritte als Basketballcoach unternahm. Zuerst als Assistant-, dann als Headcoach, sowohl im Nachwuchs (männlich und weiblich), als auch mit Erwachsenen, in Österreich wie auch Spanien. In dieser Zeit geschah es zwei Mal, dass ich Spieler von einem anderen Verein in mein Team holen wollte. Die Spieler waren in beiden Fällen 16 Jahre alt. Damit war für mich klar, wie ich das angehen würde: mit ihrem Coach sprechen! Mit ihm die Situation erörtern, in der sich der jeweilige Spieler befand und meine Sicht erklären, warum ein Wechsel für seine Entwicklung von Vorteil sein könnte. In beiden Fällen waren die Coaches anderer Meinung und damit war das Thema für mich erledigt. Was ich auf jeden Fall vermeiden wollte: Dass einem Jugendlichen von Erwachsenen einer Seite erklärt wird, warum es für ihn bei ihnen besser wäre, während die Erwachsenen der anderen Seite dem widersprechen, während der Jugendliche (oder manchmal auch ein Kind) in der Mitte „zerrieben“ wird und oft auch nach einer Entscheidung noch lange mit dieser hadert.
Aber es geht (und ging schon immer) natürlich auch anders: Ich kann Spieler:innen für eine Turnierteilnahme zu mir einladen und sie dann überzeugen versuchen zu wechseln – eine Vorgangsweise, die bis vor gar nicht allzu langer Zeit auch von Nachwuchs-Nationalteamtrainer:innen praktiziert wurde (und eine Renaissance kann nie ausgeschlossen werden). Ich kann einen Moment vor oder nach einem Spiel suchen, kann über die Eltern den Kontakt suchen oder in Zeiten von „Social Media“ personalisierte WhatsApp-Einladungen für Tryouts schicken. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Natürlich geschieht das nur „zum Wohle der Spieler:in“, nie um einfach die Position des eigenen Vereins zu verbessern. Das das einige der Akteur:innen – die so handeln – sogar wirklich glauben, daran zweifle ich nicht.
Diese Vorgangsweise – eigentlich doch eine Lappalie – zu kritisieren mag lächerlich erscheinen, wenn wir bedenken, welches Sittenbild Chat-Protokolle der vergangenen Monate gezeigt haben. Doch ich möchte meinen Glauben daran, dass wir als Erwachsene mit unserem Verhalten Kindern und Jugendlichen Vorbilder sein sollten, nicht gänzlich loslassen. Entgleiten will er mir aufgrund der uns umgebenden Realität schon lange.
Sportliche Grüße und bleibt gesund!
Dalibor Knežević